Als Kind habe ich mein erstes Yoga-Buch auf dem Flohmarkt der Stadtbibliothek erstanden. Fasziniert von den Fotos, ahmte ich die Übungen Seite für Seite nach. Wenn Besuch kam, präsentierte ich stolz im Wohnzimmer die verschiedenen Haltungen. „Das ist Yoga“, sagte ich stolz. „Sapperlot, bist du flexibel!“, war dann die erstaunte Reaktion meines Onkels.
Besonders liebte ich es, im Schneidersitz meinen Kopf auf die Füße zu legen, während im Hintergrund der Fernseher meiner Eltern lief. Heute, in meinem eigenen Yogaunterricht, leite ich diese Haltungen an, biete verschiedene Varianten an und unterstütze die Teilnehmenden, sodass die Übungen für alle zugänglich sind.
Die Körperhaltungen im Yoga werden im Sanskrit „Asana“ genannt, was so viel wie „Sitz“ bedeutet. Asanas werden praktiziert, um die Energie frei durch den Körper fließen zu lassen und die sogenannten Nadis – etwa 72.000 Energiekanäle im Körper – zu versorgen. Was ich früher als Schneidersitz bezeichnete, heißt im Yoga „Sukhasana“. Dabei werden Bauch, Rücken, Brust und Hüften gedehnt und gestärkt. Die verbesserte Körperhaltung wirkt sich auch im Alltag positiv aus: Selbst auf dem Schreibtischstuhl lässt sich eine aufrechte Sitzposition einnehmen, indem man die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Schultern nach hinten unten zieht und den Nacken dehnt.
Neben den Sitzhaltungen gibt es stehende Haltungen, wie die Balance-Position des Baumes, auch „Vrksasana“ genannt, bei der das Gewicht abwechselnd auf das Standbein verlagert wird. Stehhaltungen fördern nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern stärken auch die Beinmuskulatur und helfen, Verletzungen beim Sport vorzubeugen. Selbst beim Zähneputzen stehe ich oft abwechselnd auf einem Bein.
Weitere statische Haltungen sind Drehpositionen und Rückbeugen, die die Rückenmuskulatur kräftigen und die natürliche Beweglichkeit der Wirbelsäule wiederherstellen. Im Vinyasa Yoga gehen die Haltungen dynamisch ineinander über, was nach dem Aufwärmen den Zugang zu den Übungen erleichtert. Das Zeitgefühl kann dabei verschwinden, eine Glückseligkeit breitet sich aus, und man gleitet in den sogenannten Flow-Zustand.
Regenerierende Haltungen im Liegen laden dazu ein, loszulassen, den Körper zu entspannen und sich der Schwerkraft hinzugeben. Ein stabileres und ruhigeres Nervensystem ist einer der vielen Vorteile.
Immer wieder höre ich: „Muss man beim Yoga nicht sehr beweglich sein?“ Doch letztlich geht es nicht darum, eine fortgeschrittene Asana-Pose zu perfektionieren oder sich mit anderen zu vergleichen. Es geht darum, ein Körpergefühl zu entwickeln, über den Atem im Hier und Jetzt anzukommen.
Probieren Sie es aus – Yoga ist Jetzt.
Text: Silvi Lang
Wenn Sie tiefer eintauchen möchten, werfen Sie einen Blick auf die inspirierenden Yogaprogramme von Indigourlaub:
https://www.indigourlaub.com/d/yogaurlaub-in-den-bergen